Personalisierte Ernährung: Ein Konzept mit Potenzial bei NAFLD?

Prof. Dr. med. Christian Sina

Neben der mediterranen Diät bieten auch personalisierte Ernährungskonzepte Chancen, eine NAFLD zu verbessern. Das Prinzip erklärt Prof. Dr. med. Christian Sina, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck.

 

Die wirksamste Therapie der NAFLD ist eine Änderung des Lebensstils. Das belegt eine Studie mit 261 adipösen NASH-Patientinnen und -Patienten, die 52 Wochen eine hypokalorische, fettreduzierte Diät einhielten und pro Woche 200 Minuten vermehrt körperlich aktiv sein sollten. Bei Teilnehmenden mit 10 % Gewichtsverlust kam es in 90 % zur Auflösung der NASH und in 81 % zur Regression der Fibrose um mindestens eine Stufe. Das Problem ist: Nur 31 % erreichten eine relevante Gewichtsreduktion von 7-10 %.1

Die meisten Diäten scheitern, weil sie Verzicht auf geliebte Lebensmittel und eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten verlangen. Eine bessere Adhärenz ermöglichen vermutlich personalisierte Ernährungskonzepte. Sie passen den Speiseplan an persönliche Vorlieben an und machen darauf aufbauend Vorschläge für z. B. niedrig-glykämische wirkende Mahlzeiten, die teilweise auf der Vorhersage der individuellen postprandialen Glukoseantwort basieren. Diese entsteht u. a. durch Integration anthropometrischer Daten und Mikrobiomsignaturen entlang eines Algorithmus, aber auch durch direkte und kontinuierliche Messung der postprandialen Glukoseantwort mittels Sensor.2

 

Personalisierte Diät reduziert Leberfett

Ziel der personalisierten Ernährung ist es, Blutzucker- und damit Insulinspitzen zu reduzieren und so die metabolische Gesundheit zu verbessern. Welchen Effekt dieser Ansatz bei NAFLD hat, wurde bislang nicht explizit untersucht. Erste Hinweise gibt eine Studie mit 225 prädiabetischen Patientinnen und Patienten, die sechs Monate eine mediterrane oder personalisierte postprandiale Diät befolgten. Beide Diäten stabilisierten die Blutglukoseprofile, doch traten unter der personalisierten Diät signifikant weniger Spitzenwerte über 140 mg/dL auf. Zudem reduzierte sie den Fettleberindex, was auf eine positive Wirkung bei NAFLD schließen lässt.3

 

Fazit für die Praxis

Es gibt bereits digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), die Messdaten zur postprandialen Blutzuckerantwort, Ernährungsvorlieben und Lebensstilfaktoren verknüpfen und in personalisierte Diätempfehlungen umwandeln. Ob sich das App-basierte Prinzip auch auf Typ-2-Diabetes und NAFLD übertragen lässt, ist Gegenstand klinischer Anwendungsbeobachtungen.

 

Literatur:

1 Romero-Gomez M et al. J Hepatol. 2017; 67(4): 829-46.

2 Zeevi D et al. Cell. 2015; 163(5): 1079-94.

3 Ben-Yacov O et al. Diabetes Care. 2021; 44(9):1980-91.

Bild-Quelle: © Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH

Aus: Newsletter 1/2023, Hamburger Expertenkreis Mikrobiom (Initiative der FERRING Arzneimittel GmbH)